GABUN

Fang

Fang, (Pangwe, Pahouin), große, zu den Äquatorial-Bantu gehörende Volksgruppe, die im südlichen Kamerun und nordwestlichen Gabun sowie in Äquatorialguinea (Rio Muni) lebt (Kamerun, zusammen mit verwandten Gruppen, wie Ntumu, - Bulu u.a., etwa 2 Mio., Gabun etwa 350000, Äquatorialguinea etwa 280000).

Ebenso wie die Masken, die wegen ihrer äußerst subtil gezeichneten Gesichter so begehrt sind, können die Figuren und Reliquiarwächter der Fang als herausragende Beispiele afrikanischer Kunst gelten.

Wie bei vielen Völkern der Welt, manifestiert sich auch bei den Ethnien Gabuns die Ahnenverehrung in einem Schädelkult. Die Schädel werden bei den Fang in einem zylindrischen Behälter aus Baumrinde aufbewahrt und mit einem Kopf oder einer Figur versehen, der oder die im Deckel befestigt wird. Dieses, Rindenschachtel und Kopf oder Figur umfassende Objekt heißt bieri (byeri) und dient sowohl innerhalb der Familie als auch bei den Zeremonien der bündischen Organisationen religiösen und magischen Zwecken. Kopf oder Figur stellten lediglich ein physisches Erinnerungsmal an den Toten dar, die verdinglichte Vorstellung vom Bild desselben; daneben hatten sie Wächterfunktion, Uneingeweihte, vor allem Frauen, davon abzuhalten, den Inhalt der Schachtel zu untersuchen. Die bieri wurden bei jeder Kulthandlung mit Öl oder Blut bestrichen und mit Nahrung versorgt. Dabei war die wichtigste Kulthandlung die Initiation der Knaben, die, bevor sie das Recht zur Verehrung der in den Reliquiaren verwahrten Ahnenschädel und anderen Reste bekamen, harte Prüfungen bestehen mussten. Es versteht sich von selbst, dass eine große Anzahl von Relikten die Kraft eines bieri erhöhte, was freilich eine gewisse Ahnenreihe voraussetzte. Wegziehende junge Dorfgründer mussten sich deshalb mit kleinen Stücken des heiligen Gutes begnügen, die ihnen als sakrales »Gründerkapital« mitgegeben wurden. Als Schrein mochten ihnen hierfür auch kleine bieri mit entsprechend kleinen Wächterfiguren dienen. Geographisch hat sich eine Reihe von Stilen herausgebildet, nach denen die bieri geschnitzt wurden, die von lieblichen über ästhetisierende zu strengen Konzeptionen reichen. Die letzteren sind in Äquatorialguinea und besonders in Südkamerun zu finden, wo sich noch der Einfluss einer Stilregion bemerkbar macht, die vom südwestlichen Kameruner Waldlandgebiet bis hin zu den östlichen Ausläufern des Nigerdeltas und dem Crossriver-Gebiet in Südostnigeria reicht (Balong).

Im Wesentlichen kennt man drei unterschiedliche Maskentypen der Fang, von denen der bekannteste der des tortngil oder ngil (ngel) ist. Die beiden anderen Typen sind die ekekek und die ngontang. Die ngil-Maske besteht aus einem manchmal lang gezogenen, weiß bemalten Gesicht, mit vorgebogener oder auch flacher Stirn, gewölbten Brauen und kleinem Mund. Sie wird oft als der Ngil-Gesellschaft zugehörig bezeichnet, mit der sie jedoch in keinem Zusammenhang steht: Der Vertreter des Ngil-Bundes bediente sich lediglich eines Umhanges aus Blättern, um seine Anonymität zu gewährleisten. Die ekekek-Masken treten als Unholde für eine Geheimgesellschaft auf und sind viel plumper konzipiert; sie werden weiß (Stirn), schwarz-weiß (Gesicht) und ocker (Mund) bemalt. Die ngontang-Masken schließlich sind Helmmasken und haben häufig vier oder mehr Gesichter. Sie gelten als Darstellung des Geistes der weißen Frau, eines macht-vollen Gespenstes, das die Zauberer aufspürt und sie auf magische Weise bestraft.

Gerade in Gabun hat die Zerstörung der erreichbaren Kultobjekte und Masken, häufig auf Veranlassung der Missionare, dazu geführt, dass heute nur noch vergleichsweise wenige Kunstwerke der Fang erhalten geblieben sind. Die meisten Kunstwerke befinden sich in Übersee, denn seit etwa der Mitte dieses Jahrhunderts ist ihr Gebrauch mehr oder weniger erloschen; deshalb ist die Bestimmung vieler Masken vorläufig ungeklärt geblieben. Wie bei den berühmten - »weißen Masken des Ogooue« dürften auch von den Fang schon in sehr früher Zeit Masken für die ersten Europäer geschnitzt worden sein.

Andere Namen: FAN, MPANGWE, PAHOUIN, PAHOUINS, PAHUINS, PAMUE, PANGWE


Quelle: Lexikon Afrikanische Kunst und Kultur, Karl-Ferdinand Schaedler

 

zurück